Zitat von IK
Okay, in DEINEM Fall mag das keine richtige Depression gewesen sein.
Ich hatte das nicht als Verarsche geplant. Aber ich hatte ganz einfach ein "Problem von (vermeintlich) vitaler Bedeutung" und das machte mich halt fertig. Das ist keine echte Depression, aber arbeitsfähig war ich trotzdem nicht mehr.
Ich denke, die Anteile an "echten", also GRUNDLOSEN Depressionen, sind sehr gering! Die meisten Depressionen sind IMO berechtigt und adäquate Lösung wäre das Aufräumen von Missständen. Aber dann müssten sie ja was am System ändern. Da ist es einfacher, denjenigen als depressiv zu diagnostizieren und ihm einzureden, sein Problem sei seine Denkweise
.
Aber gut. Lassen wir das. Gehört nicht zum Thema.
Zitat von IK
, ist auch die normale Wahrnehmung schon eine virtuelle Realität.
da hast du natürlich völlig Recht: wenn man es analysiert, ist das freilich so. Trotzdem unterscheide ich ganz ugs. zwischen der Realität(TM) und irgendwelchen Träumen und Pflenzen, die ich mir zamspinn. Wahrnehmungstechnisch besteht wohl wenig Unterschied. Der große Unterschied ist nur der, dass die Realität(TM) (schmerzliche) Gewalt hat.
Zitat von IK
sondern vielleicht bissl abschalten und Abstand gewinnen. Das mache ich mit meinen virtuellen Welten - in Form von Games - aber auch. Ich sehe da nicht wirklich so den Unterschied
Das macht jeder, ob er nun Games zockt, TV schaut oder ein Buch liest, in Urlaub fährt oder sonst was. Der Unterschied ist halt nur, dass er "damit umgehen kann". Wenn nämlich einer ernsthaft drunter leidet, dass er aus dem Urlaub wieder heim muss, und deswegen einfach noch bleibt bis ihm die Kohle ausgeht oder bis sie ihn aus dem Urlaubsland ausweisen, dann stimmt was nicht. Genau DAS würde mir bei so mancher virtuellen Realität passieren: ich würde nicht mehr zurück wollen und ginge erst unter Zwang. Das weiß ich halt, und diesem Zwang möchte ich mich nicht aussetzen, drum versag ich mir das von vorn herein. Ich versuche mich vor der Sucht zu schützen, die mich da packen würde.
Zitat von IK
Gut, das ist aber Geschmackssache! Ich teile diese Meinung, aber als ich noch Drogen genommen habe, war meine Einstellung dazu ein wenig anders. ;-)
Bei mir ist das schon lang her, war Anfang der 80er Jahre, da habe ich Comix gemalt. Erst waren's so Comix, wie ich mir die (magische) Welt vorstelle und wie ich sie gerne hätte - mit mir als Hauptfigur - und dann verlor ich mich darin. Ich glaubte irgendwann, es könnt ja vielleicht wirklich so sein und lebte nur noch in meinen Comix. Ich malte jeden Tag von früh bis abends, bis mir die Augen zu fielen und ich nichts mehr sah. Ich lebte lange Zeit total in dieser Traumwelt. Natürlich ging alles Reale sukzessive den Bach runter, angefangen von meinem "Haushalt", der nur noch völlig verwanzte bis hin zu meinem Studium damals. Ich schloss mich in der Wohnung ein, ließ die Rollos runter und machte nicht mehr auf, wenn es klingelte, weil das störte mich alles beim Comix-malen. Freunde kamen bald keine mehr - endlich hatte ich deren Störungen los! - und so versumpfte ich komplett.
Ich kann mich erinnern, dass das ein sehr zwiespältiges Leben war, denn ich war völlig glücklich in der Comix-Welt, wusste ja aber, dass es hint und vorn in meinem Leben "brannte" und es nicht mehr lang so weiter gehen konnte, ignorierte das aber immer kräftiger, weil sonst hätte ich ja in der realen Welt wieder mal was tun müssen und in der Zeit konnte ich schon keine Comix malen. Eigentlich war es dann eben dieses krampfhaft ignorierte Bewusstsein der Realität, das mein Traumleben platzen ließ, denn irgendwann konnte ich die Realität einfach nicht mehr verdrängen, ich wusst's ja, ich konnt die Ängste, die ich drum hatte, nicht mehr ignorieren. Das Schlimme war dann wirklich die Zeit, wo ich vor lauter unterdrückter Angst um den "Brand" in meinem realen Leben nicht mehr ignorieren konnte und mich drum kümmern MUSSTE. Das war ein elender, unangehmer Gewaltakt, den möchte ich nicht noch einmal tun müssen. Die Seligkeit meiner Comixträumereien hielten das "schlechte Gewissen" über den Realzustand nicht aus.